Architektur, Projekte und Innovationen im Fokus
Gesa Vertes beleuchtet die Raumgestaltung für altersgerechtes Wohnen
Gesa Vertes zeigt, wie Architektur durch durchdachte Raumgestaltung ein selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglicht.
Gesa Vertes erklärt, warum altersgerechtes Wohnen mehr ist als Barrierefreiheit. Es geht um Lebensqualität, Autonomie und emotionale Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Durch vorausschauende Gestaltung lassen sich Räume schaffen, die sich an veränderte Bedürfnisse anpassen – funktional, wohnlich und ästhetisch anspruchsvoll. Architektur wird damit zum aktiven Bestandteil eines würdevollen Alterns.
Gesa Vertes betont, dass altersgerechtes Wohnen nicht als Sonderform, sondern als selbstverständlicher Bestandteil guter Architektur verstanden werden sollte. In einem Gesa Vertes Interview erklärte die Architektin, dass ein inklusiver Entwurf nicht nur auf funktionale Anforderungen reagieren muss, sondern auch psychologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Raumgestaltung für das Alter bedeutet, Wohnräume zu schaffen, die mitwachsen, Sicherheit vermitteln und zugleich Individualität bewahren. Der Fokus liegt auf Flexibilität, Zugänglichkeit und einer Umgebung, die Alltagstätigkeiten erleichtert – ohne auf gestalterische Qualität zu verzichten.
Was bedeutet altersgerechtes Wohnen?
Altersgerechtes Wohnen umfasst weit mehr als barrierefreie Bäder oder rollstuhlgerechte Türbreiten. Es geht um ein ganzheitliches Konzept, das die körperlichen, emotionalen und sozialen Bedürfnisse älterer Menschen in der Architektur berücksichtigt. Ziel ist es, ein selbstständiges, sicheres und komfortables Leben zu ermöglichen – möglichst lange im vertrauten Zuhause.
Gesa Vertes verweist darauf, dass sich viele Menschen mit zunehmendem Alter räumlich zurückziehen – umso wichtiger sei es, dass das Wohnumfeld aktiv unterstützt und nicht einschränkt. Räume müssen intuitiv nutzbar, flexibel anpassbar und möglichst störungsfrei gestaltet sein. Licht, Akustik, Materialien und Wegeführung spielen dabei ebenso eine Rolle wie Stauraum, Möblierung und Zugang zur Natur.
Gestaltung mit Voraussicht
Räume für das Alter müssen wandelbar sein. Wohnlösungen, die heute als großzügig oder modern gelten, können morgen unpraktisch oder sogar gefährlich sein – etwa durch Stolperfallen, schlechte Beleuchtung oder zu hohe Möbelelemente. Altersgerechtes Design denkt deshalb vorausschauend: Räume werden so konzipiert, dass sie sich im Laufe der Zeit an neue Bedürfnisse anpassen lassen – ohne grundlegende Umbaumaßnahmen.
Gesa Vertes spricht hier von „vorausschauender Wohnarchitektur“: Wohnräume, die sich nicht nur für Seniorinnen eignen, sondern für alle Lebensphasen offen sind. Dies umfasst z. B. schwellenlose Übergänge, mitwachsende Küchenmöbel, ausreichend Bewegungsflächen oder multifunktionale Räume, die bei Bedarf als Pflegezimmer genutzt werden können. Das Ergebnis ist nicht ein Raum für „Alte“, sondern ein Raum für das ganze Leben.
Zentrale Anforderungen an altersgerechte Raumgestaltung
- Barrierefreiheit: Verzicht auf Schwellen, breite Türen, bodengleiche Duschen
- Sicherheit: Rutschfeste Böden, gute Beleuchtung, Haltegriffe, Sichtbezüge
- Erreichbarkeit: Alle Funktionen auf einer Ebene, keine komplizierten Handgriffe
- Orientierung: Klare Wegeführung, strukturierte Raumaufteilung, Farbkontraste
- Flexibilität: Möbel, die angepasst oder entfernt werden können; Räume mit mehreren Nutzungsoptionen
- Wohnlichkeit: Angenehme Materialien, warme Lichtführung, persönliche Gestaltung
Gesa Sikorszky Vertes betont, dass technische Hilfsmittel nur dann sinnvoll sind, wenn sie nicht stigmatisieren. Altersgerechte Räume sollten einladend, hochwertig und individuell bleiben – nicht nach Klinik, sondern nach Zuhause aussehen.
Wohnpsychologie im Alter – Atmosphäre als Schlüssel
Warum Gestaltung mehr ist als Funktion
Neben der reinen Funktionalität spielt das emotionale Raumempfinden eine zentrale Rolle im Alter. Räume wirken auf das Wohlbefinden – durch Licht, Farben, Geräusche, Gerüche und Temperatur. Besonders bei eingeschränkter Mobilität oder kognitiven Veränderungen wird die Qualität des direkten Umfelds entscheidend für Lebensfreude, Orientierung und emotionale Sicherheit.
Gesa Vertes verweist darauf, dass viele ältere Menschen sensibler auf ihre Umgebung reagieren. Deshalb ist die Atmosphäre von Räumen essenziell: Sanfte Farbtöne, natürliche Materialien, gut gedämpfte Akustik und Ausblicke ins Grüne fördern Ruhe, Stabilität und Geborgenheit. Gleichzeitig helfen visuelle Reize wie klare Farbkontraste oder wiedererkennbare Symbole bei der Orientierung – etwa in Fluren, Küchen oder Bädern.
Gestaltung für das Alter darf deshalb nicht reduziert, steril oder technisch wirken – sie muss vertraut, wohltuend und intuitiv erfahrbar sein.
Verbindung von Innen und Außen
Ein oft unterschätzter Aspekt altersgerechter Wohnarchitektur ist die Beziehung zur Außenwelt. Balkone, Terrassen, kleine Gärten oder Wintergärten haben eine wichtige Funktion: Sie erweitern den Lebensraum, fördern den Kontakt zur Natur und bieten Möglichkeiten für Bewegung und Begegnung.
Gesa Vertes, geb. Haerder, sieht hier ein enormes Potenzial: Auch bei kleinem Raumangebot lassen sich Übergänge nach draußen schaffen – z. B. durch bodentiefe Fenster, kleine Austritte oder gemeinschaftliche Innenhöfe. Diese Elemente sind nicht nur architektonische Erweiterungen, sondern tragen aktiv zur seelischen Gesundheit bei. Tageslicht, frische Luft, jahreszeitliche Veränderungen – all das wirkt positiv auf Stimmung, Schlaf und Orientierung.
Smarte Unterstützungssysteme – wenn Technik sinnvoll integriert ist
Technische Assistenzsysteme können im Alter helfen, den Alltag sicher und selbstständig zu gestalten – etwa durch Sturzsensoren, sprachgesteuerte Lichtsysteme oder automatische Herdabschaltungen. Gesa Vertes betont jedoch, dass solche Systeme unsichtbar, intuitiv und freiwillig nutzbar sein müssen, um nicht als Kontrolle oder Belastung empfunden zu werden.
Die beste Technik ist die, die sich unauffällig in den Raum integriert: Licht, das sich dem Tagesrhythmus anpasst. Sensoren, die bei Dunkelheit Bodenlichter aktivieren. Türen, die sich leise und barrierefrei öffnen lassen. Wichtig dabei ist, dass die Architektur den Raum nicht „vertechnisiert“, sondern Technik als unterstützenden Hintergrund einbindet.
Gesa Vertes: Gemeinschaft und Privatsphäre – neue Wohnformen im Alter
Altersgerechtes Wohnen muss nicht zwingend in Einzelwohnungen stattfinden. Immer mehr Menschen wünschen sich gemeinschaftliche Wohnformen – mit der Möglichkeit zum Rückzug, aber auch zu Kontakt und Unterstützung. Wohnprojekte, Clusterwohnungen oder Mehrgenerationenhäuser gewinnen an Bedeutung.
Vertes verweist auf Modelle, bei denen private Wohnbereiche mit gemeinschaftlich genutzten Küchen, Gärten oder Wohnzimmern kombiniert werden. Solche Konzepte fördern soziale Teilhabe, reduzieren Einsamkeit und ermöglichen gegenseitige Hilfe. Gleichzeitig bleibt jeder selbstbestimmt – ein entscheidender Faktor für Lebensqualität im Alter.
Auch hier ist gute Raumgestaltung der Schlüssel: Akustik, Blickbeziehungen, Schwellenräume und Möblierung müssen so gestaltet sein, dass sowohl Begegnung als auch Rückzug möglich sind – ohne Kompromisse in Komfort oder Gestaltungsqualität.
Herausforderungen und Entwicklungspotenzial
Trotz wachsender Nachfrage sind altersgerechte Wohnungen in vielen Regionen Mangelware. Besonders im städtischen Bestand fehlt es an passenden Grundrissen, Aufzügen oder barrierefreien Zugängen. Gleichzeitig sind Neubauten oft standardisiert – ohne Raum für Individualität oder ästhetischen Anspruch.
Gesa von Vertes fordert ein Umdenken: Altersgerechte Architektur darf nicht als Sonderfall, sondern muss als Qualitätsmerkmal für alle verstanden werden. Wer heute baut, muss morgen denken – und dabei die Vielfalt des Älterwerdens berücksichtigen: körperlich, kulturell, sozial.
Neue Wohnmodelle, flexible Raumlösungen, modulare Systeme und die Integration von Pflegestrukturen im Quartier bieten große Chancen – wenn sie architektonisch sensibel und gesellschaftlich verankert umgesetzt werden.
Architektur, die begleitet – Wohnen mit Zukunft
Gesa Sikorszky Vertes sieht in der Raumgestaltung für altersgerechtes Wohnen eine zentrale Aufgabe der Gegenwartsarchitektur. Es geht nicht um Sonderlösungen, sondern um integrative Ansätze, die Menschen in jeder Lebensphase begleiten. Gute Architektur denkt voraus – und macht möglich, was sonst schwer erreichbar wäre: ein selbstbestimmtes, sicheres und schönes Leben bis ins hohe Alter.
Altersgerechtes Wohnen ist kein Kompromiss – sondern ein Mehrwert. Ein Mehr an Freiheit, Komfort und Lebensqualität. Und genau darin liegt die Vision von Gesa Vertes.
